Kunst als Therapie
Die Kunstwerke von nachgewiesen und bekanntermaßen psychisch kranken Personen galten lange als Fantasie von Verrückten und wurden belächelt, kritisiert und, im Falle eines Erfolges, allein dem Wahnsinn des Künstlers zugeschrieben. Heutzutage haben diese Werke den Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden und gelten als einzigartige Inspiration. Durch den historischen, aber auch medizinisch mittlerweile nachgewiesenen Zusammenhang von kreativer Kunst und psychischer Instabilität liegt es nahe, dass Kunst eine exzellente Form von Therapie für Menschen mit aller Art von Einschränkungen, Krankheiten und Behinderungen darstellt.
Kunst aus Therapie
Vor allem während des Surrealismus waren Künstler und Publikum fasziniert von den Werken, die in künstlerischem Wahn geschaffen wurden; durch die psychischen Ausnahmezustände und Grenzerfahrungen können psychisch kranke Personen eine Fantasie auf Papier oder Leinwand festhalten, die Außenstehende verblüfft, fasziniert und begeistert. Es existieren beispielsweise zahlreiche Sammlungen, Standardwerke und Ausstellungen zum Thema Kunst von Geisteskranken, die sich seit Jahrzehnten immer mehr Interessenten finden. Diese sogenannte Art Brut oder Outsider-Art, die Kunst der Außenseiter und Grenzgänger, traf schließlich auch auf die Psychologie und fand so ihren festen Platz innerhalb psychiatrischer Behandlungen.
Auch wenn man den Ansatz – unterscheidet sich Kunst wirklich in derartigem Ausmaß abhängig von der psychischen Gesundheit des Künstlers? – kritisch betrachtet, kann der positive, heilende Effekt von künstlerischen Prozessen nicht völlig geleugnet werden. Es existieren genug Belege, Aussagen von Ärzten und Betroffenen, die eindeutig sichtbar machen, wie Kunst auf Gehirn, Gedanken und Emotionen von Menschen wirkt.
Kunst als Therapie
Die in den 1960er-Jahren entstandene Kunsttherapie dient im Zuge einer psychiatrischen Untersuchung und Behandlung als Werkzeug für Patienten, um Emotionen, Erlebnisse, Traumata oder anderes auf dem Papier ausdrücken zu können; dies bietet eine gute Grundlage zur Verdeutlichung von Krankheitssymptomen sowie zur emotionalen Auf- und Verarbeitung des Erlebten. Auch beeinflusst diese Art von Therapie das Verhältnis von Fremd- und Selbstwahrnehmung für Patient und betreuenden Arzt oder Psychologen.
Neben dem offensichtlichen Effekt der verbesserten Kommunikation während einer Therapie dient das kreative Schaffen den Patienten auch dazu, Gefühle wie Ohnmacht, Hilflosigkeit oder Selbsthass punktuell zu überwinden: Das Schaffen eines künstlerischen Produktes vermittelt ein Gefühl von Produktivität, Stolz und Vertrauen in eigene Fähigkeiten. Es gibt einem Patienten die Sicherheit, einen Bezug zum aktuellen Lebensumstand sowie einen Zugang zu den eigenen Emotionen zu haben. Es ist kein Wunder, dass die Kunsttherapie aus der psychologischen Arbeit heutzutage nicht mehr wegzudenken ist.